Bis zu 50 Millionen Kalksteine jährlich wurden einst dort produziert, wo heute die Musikschule Norderstedt auf rund 400m² Musik macht. Das ehemalige Kalksandsteinwerk am Falkenberg Franz Potenberg KG brachte vor rund 95 Jahren die Industrialisierung in die Region. Der gelernte Maurer Franz Potenberg (1895-1975) gründete zusammen mit der Firma H.E. August das Werk an der Ulzburger Straße und produzierte selbst in schwierigen Zeiten jährlich rund 20 Millionen Steine. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Bedarf an Baumaterial immens, sodass am Ende der Stormarnstraße ein zweites Werk erbaut wurde. 1962 konnten dort nun 33 weitere Mitarbeiter*innen arbeiten.
Doch in den 60er Jahren wurde der Betrieb umgestellt und das Werk an der Ulzburger Straße geschlossen. Vollautomatisiert wurde nun der Sand aus der „Potenbergschen Kuhle“ über ein Förderband zum Mischen und Pressen in die große Halle des zweiten Werks transportiert. Dort wurde der Sand durch Autoklave und Sattdampfdruck weiterverarbeitet, sodass anschließend die fertigen Kalksandsteine auf der Freifläche des Werks zum Abtransport bereitstehen konnten. Nach 26 Jahren, also im Dezember 1988, war das Kalksandvorkommen ausgeschöpft, sodass das Werk endgültig geschlossen wurde.
Aus der „Potenbergschen Kuhle“ ist nun der heutige, rund 25 Hektar große Stadtpark-See entstanden. Das Werk stand lange Zeit leer und wurde 2006 von der Stadt Norderstedt erworben und aufwendig saniert. Das ehemalige Kalksandsteinwerk ist nun das neue Kulturwerk am See. Die Sanierungsarbeiten waren langwierig, da die industriellen Charakterzüge des Werkes erhalten bleiben sollten. Das Kulturwerk am See ist heute ein komplexes Gebäudeensemble mit modernster Technik. Beispielsweise wird die Raumluft im Sommer durch einen Tiefwasserbrunnen gekühlt und im Winter mit Erdwärme geheizt.
Die Musikschule Norderstedt unterrichtet seit Februar 2012 in den Räumen des Musikschul-Kubus im Kulturwerk am See. Auf drei Etagen kann hier Musik gemacht werden. Im Erdgeschoss befindet sich ein 100m2 großer Raum mit einem Flügel, der sich wunderbar für Konzerte eignet. In den oberen Etagen befinden sich Räume für Einzel- und Kleingruppenunterricht sowie für große Kindergruppen.
Achten Sie bei Ihrem nächsten Besuch unbedingt auf die Spuren der Geschichte – vielleicht entdecken Sie einige Überbleibsel des Industrie-Charakters?
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