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So wird der Online-Musikschulunterricht entwickelt

Die Musikschulen im Land organisieren sich in diesen Tagen neu, testen innovative Online-Unterrichtsmethoden und setzen sich mit verschiedenen Software-Lösungen auseinander. Nach den Osterferien wollen viele Musikschulen ihren Unterricht online anbieten, falls sie zur Eindämmung des Coronavirus (COVID-19) ihre Türen weiterhin geschlossen halten müssen. Wir haben mit einigen Musikschullehrkräften gesprochen und erfahren, wie die Entwicklung der Online-Angebote vorangeht:

Beratung in Arbeitsgruppen

Als ein zertifizierter Teilnehmer der Weiterbildungsreihe „MoMu.SH – Mobile Music Schleswig-Holstein“ verfügt Stefan Bihary, Fachbereich Schlagwerk an der Musikschule Kiel, über das technisches Verständnis und Kenntnisse zur neuen Methodik und Didaktik digitaler Unterrichtsformen. Daher hat er zusammen mit den vier weiteren zertifizierten Musikschullehrkräfte und Kolleg*innen, Gesa Wecker (Fachbereich Holz-/ Blechblasinstrumente), Philipp Broda (Fachbereich Kooperationen), Gerd Blasejewicz (Fachbereich Zupfinstrumente) und Jochen Steinberg (Fachbereich Schlagwerk), Arbeitsgruppen gebildet, um das Konzept für den Online-Unterricht gemeinsam zu entwickeln. Die fünf Lehrkräfte geben ihr Wissen in diesen Arbeitsgruppen an ihre Kolleg*innen weiter und betreuen und beraten sie bei der Entwicklung des Online-Angebots. Hierfür tauscht sich das Kollegium der Musikschule Kiel hauptsächlich über die Plattform SLACK aus. Wichtige Informationen, Hilfestellungen und Links werden hier gesammelt und Materialien und Erfahrungen ausgetauscht. Technische Schwierigkeiten und Problemstellungen werden in regelmäßigen Video-Konferenzen diskutiert. Das Kollegium findet so gemeinsam Lösungen und erprobt verschiedenen Methoden für den Online-Unterricht.

Stefan Bihary berichtet, dass sogar Kooperationsschulen mit einbezogen werden und über Gruppenunterrichte diskutiert wird.

Erfahrungsaustausch in Online-Konferenzen

 

Auch Katja Krüger, Musikschullehrkraft für Blasinstrumente an der Kreismusikschule Bad Segeberg, teilt ihr Wissen und Erfahrungen mit ihren Kolleg*innen mittels Online-Konferenzen und eigens erstellten Video-Tutorials. Katja Krüger hat bei der Weiterbildungsreihe „MoMu.SH – Mobile Music Schleswig-Holstein“ als Mitglied des Expertenteams mitgewirkt und daher bereits vor der Corona-Krise Musikschulunterricht teilweise online durchgeführt. „Der Online-Unterricht sorgt für eine Ortsunabhängigkeit und auch nach der Corona-Krise könnten davon Schüler*innen profitieren, z.B. wenn sie aus dem ländlichen Raum kommen“, so Katja Krüger. Aufgrund der Erfahrungen durch MoMu.SH und der bereits online durchgeführten Unterrichtsstunden, konnte die Kreismusikschule Bad Segeberg innerhalb kürzester Zeit den Musikschulunterricht auf Online-Angebote umstellen.

Alternativen suchen, um technische Probleme zu lösen

 

Sabine Lempelius findet, dass Online-Unterricht den herkömmlichen Unterricht zwar nicht ersetzen kann, in der aktuellen Situation aber eine sehr gute Alternative ist. Online-Unterricht wird maßgeblich durch die Internetverbindung sowie die Klangqualität und Sendequalität der Endgeräte beeinflusst. Treten hier Probleme auf, ist ein Zusammenspiel kaum möglich und der Unterricht leidet. Doch für solche technischen Schwierigkeiten hat sich Sabine Lempelius Alternativen überlegt. Um den Schüler*innen bspw. das mehrstimmige Spielen zu ermöglichen, hat sie die Stimmen selbst eingespielt und stellt sie den Schüler*innen als Tondatei zum Download zur Verfügung. So haben die Schüler*innen die Möglichkeit, selbstständig das mehrstimmige Spielen zu üben.

Erste Erfahrungen mit Online-Unterricht zeigen, dass diese Unterrichtsform viele Vorteile mit sich bringt. Neben der flexiblen Terminfindung erhalten die Lehrkräfte auch Einblicke in die häusliche Übesituation. Auch die Schüler*innen machen durch den Online-Unterricht positive Erfahrungen.

Sabine Lempelius berichtet: „Viele Schüler sind begeistert, dass sie sich plötzlich beim Musizieren selbst sehen können. Oftmals ist das Üben vor dem Spiegel technisch nicht umsetzbar, sodass der Online-Unterricht mittels Video-Telefonie ein neues Übegefühl vermittelt.“

Sicherheit und Qualität an oberster Stelle

 

An der Kreismusikschule Nordfriesland geht es derzeit um Datenschutz. Damit der Online-Unterricht für alle sicher ist, testet Peer Oehlschlägel, Bezirksstellenleiter an der Kreismusikschule Nordfriesland, verschiedene Softwares und setzt sich mit den Datenschutzrichtlinien auseinander. Auch die Klangqualität soll beim zukünftigen Online-Unterricht bestmöglich sein. Peer Oehlschlägel hat festgestellt, dass einige Softwares bei der Video-Telefonie bspw. Hintergrundgeräusche automatisch herunterregeln. Dies kann den Klang des Musikinstrumentes verzerren oder verfälschen. Die Auswahl der optimalen Software hinsichtlich des Datenschutzes und der Klangqualität steht also in Nordfriesland gerade auf der Tagesordnung. 

Die Musikschulen arbeiten solidarisch

 

Derzeit findet nicht nur Erfahrungsaustausch innerhalb der Kollegien statt, sondern auch zwischen den Musikschulen. Die Musikschule Kiel, die Kreismusikschule Plön, die Oldesloer Musikschule, die Kreismusikschule Ostholstein und die Musikschule Glückstadt arbeiten bereits digital und können anderen Musikschulen Hilfestellungen geben. In regelmäßigen Online-Meetings berichten die Mitgliedsschulen des Landesverbandes der Musikschulen in Schleswig-Holstein über den aktuellen Stand bzgl. ihrer Online-Angebote und teilen Tipps und Tricks.

 

 

Hilfestellungen zur Entwicklung von Online-Angeboten und Berichte aus den Musikschulen gibt es auch hier:

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