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„Es sind die Begegnungen, die die SVA so besonders machen“ – ehemalige SVA-Stipendiat*innen sprechen über ihre Zeit in der Studienvorbereitenden Ausbildung

Neben den regelmäßig stattfindenden Theoriewochenenden und Kammermusikwochen gehört auch eine finanzielle Förderung zum Stipendienprogramm des Landesverbandes der Musikschulen. Insgesamt 279 junge Musiker*innen haben wir in den vergangenen gut 12 Jahren (seit der letzten konzeptionellen Umstrukturierung des Programms) begleitet. Ziel der SVA ist es, die Begabung junger Musiker*innen zu fördern und sie auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule bestens vorzubereiten. Ab April 2021 wird das Stipendienprogramm auch im Rahmen des neugegründeten Kompetenzzentrums für musikalische Bildung in Schleswig-Holstein (KBM.SH) weiterentwickelt, um noch mehr Fördermöglichkeiten zu schaffen. Insbesondere soll ein zweiter Fachbereich aufgebaut werden, der junge Musiktalente fördern wird, die sich in den Genres Jazz, Rock und Pop zuhause fühlen.

 

Doch was bedeutet die SVA für die jungen Musiker*innen? Ida (19), Christine (19) und Michel (25) sprechen in folgendem Interview* als ehemalige Stipendiat*innen von ihren Erfahrungen:

LVdMSH: Michel, du warst bis 2013 Stipendiat in der SVA. Wie ist es dir seitdem ergangen? Welchen Weg hast du eingeschlagen?

 

Michel: Ich spiele schon seit vielen Jahren Trompete und hatte spätestens während meiner Zeit bei der SVA den Wunsch, Musik zu studieren. Das habe ich auch getan. Nach meinem Abitur habe ich mein Bachelorstudium Jazztrompete an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg begonnen und befinde mich jetzt sogar schon im anschließenden Master. Ich fühle mich sehr wohl in Hamburg und habe sogar schon als freiberuflicher Musiker Fuß fassen können.

 

LVdMSH: Das klingt super und du wirkst auch sehr glücklich. Ida und Christine, eure Zeit bei der SVA ist erst seit Kurzem vorbei. Welche Schritte habt ihr schon gewagt?

 

Ida: Ich habe mitten in der Corona-Pandemie mein Studium begonnen. Ich studiere Violoncello am Landeskonservatorium in Feldkirch (Österreich). Ich bin in der Nähe von Flensburg aufgewachsen und bin bereits 2014 in die SVA eingetreten. Mein Bruder studiert auch Cello und war immer mein großes Vorbild. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe, denn ich liebe die Musik.

 

Christine: Ich studiere an der Hochschule für Musik und Tanz Köln künstlerisches Saxophon (klassisch) und bin mittlerweile im dritten Semester meines Bachelors und auch sehr glücklich mit meiner Wahl.

 

LVdMSH: Ida, du wusstest also von Anfang an, dass du Musik studieren willst?

 

Ida: Für mich war es immer klar, dass ich Musik studieren will. Laut meiner Mutter habe ich mal den Wunsch geäußert, Künstlerin bzw. Malerin zu werden. Das war aber nur eine kurze Phase im Kindergarten.

 

LVdMSH: Sozusagen eine geborene Musikerin! Christine, Corona hat dein Studium ab dem zweiten Semester beeinflusst. Was hat sich verändert?

 

Christine: Durch den Lockdown finden einige Kurse online statt. Meist habe ich vormittags Kurse aus dem Bereich Musiktheorie oder ich höre mir Aufnahmen an. In der Hochschule gibt es zudem Übezellen. Dort übe ich abends meist 3-4 Stunden Saxophon oder Klavier. Ansonsten spielt die Musik mittlerweile eine noch größere Rolle in meinem Leben als vor dem Studium – immerhin beschäftige ich mich den ganzen Tag mit der Musik.

 

LVdMSH: Ida, du hast dein Studium trotz Lockdown gestartet. Wie war das für dich?

 

Ida: Corona hat vieles verändert. Ich habe mich ursprünglich an vier Hochschulen beworben. Eine Hochschule hat die Aufnahmeprüfung direkt abgesagt und eine andere hat den Semesterstart auf unbestimmte Zeit verschoben. Am Landeskonservatorium in Feldkirch habe ich die Aufnahmeprüfung online durchgeführt. Die Aufnahmeprüfung war dadurch ein wenig kürzer.
Ich bin froh, dass ich zumindest am Anfang des Semesters dann teilweise Präsenzunterricht hatte und nicht nur Online-Vorlesungen.

 

LVdMSH: Hat dich die Corona-Pandemie also gar nicht verunsichert?

 

Ida: Durch Corona ändert sich viel und auch deshalb weiß ich noch nicht, wie mein Berufsleben mal aussehen wird. Aber gerade das finde ich spannend und ich möchte diese Veränderung miterleben. Die SVA hat meinen Willen vorangetrieben, Musik zu studieren. Ich glaube, deswegen war meine Entscheidung trotz Krise so klar.

 


LVdMSH: Das freut uns, dass die SVA dir diese Zuversicht und dieses Selbstbewusstsein verliehen hat – und es hat funktioniert. Was würdet ihr sagen, welche Rolle hat die SVA in eurem Werdegang gespielt?

 

Michel: Ich glaube, dass die Zeit bei der SVA mich bestärkt hat, diesen Weg zu gehen. Ich habe durch die SVA viele Menschen kennengelernt, die im gleichen Alter sind, gleiche Zukunftswünsche haben und mit ähnlichen Konflikten konfrontiert werden. Es tat einfach gut, dass man sich immer austauschen konnte und wusste, dass man nicht allein ist.

Als es dann auch ernster wurde und das Studium immer näher rückte, war es gut, dass wir auch Kontakt zu Hochschulprofessor*innen und anderen Berufsmusiker*innen hatten. So hat man Ideen bekommen, in welche Richtung man gehen und wie der Alltag aussehen könnte – und das Knüpfen von Kontakten ist ja sowieso nie verkehrt.

 

Christine: Bei der SVA habe ich die Lübecker Saxophonisten kennengelernt und war beeindruckt, wie gut ausgebildet und musikalisch sie waren. Daraufhin habe ich die Lehrerin der Lübecker Saxophonisten kennengelernt und ab dann bei ihr Unterricht genommen. Das Knüpfen von Kontakten fand ich auch sehr hilfreich – ich habe z.B. bei einem Meisterkurs einen Professor aus Brüssel kennengelernt, der mir Mut für mein Bachelorstudium zugesprochen hat.

 

Ida: Es sind vor allem die Begegnungen mit anderen Musiker*innen gewesen, die mir durch die SVA ermöglicht wurden und die ich sehr schön fand. Es hat einfach Spaß gemacht, gemeinsam Musik zu machen. Was mir jetzt immer noch weiterhilft, sind die Erfahrungen, die ich bei den Kammermusikwochen im Rahmen der SVA sammeln konnte. Hier konnten wir uns selbstständig Stück erarbeiten und auch mal ganz andere Komponist*innen kennenlernen.

 

Christine: Das stimmt. Bei solchen Kammermusikwochen habe ich auch oft Stücke kennengelernt, auf die man ohne SVA wahrscheinlich nicht gestoßen wäre. Auf persönlicher Ebene hat man so auch gelernt, mit Menschen in einem Ensemble zu arbeiten, mit denen man privat vielleicht nicht auf einer Wellenlänge wäre.

 

LVdMSH: Welche Erfahrungen habt ihr noch gemacht? Was waren eure schönsten Momente?

 

Ida: Ich habe viele neue Freunde kennengelernt. Das Besondere war, dass man immer wieder dort anknüpfen konnte, wo man aufgehört hat, obwohl seit dem letzten Projekt bzw. Treffen vielleicht einige Monate vergangen sind. Das ist für mich der Beweis, dass Musik Menschen verbinden kann.

 

Michel: Meine schönste Erinnerung ist definitiv eine spontane Kombo mit Max aus der damaligen SVA. Max hat Schlagzeug gespielt und wir haben zusammen ein Stück geschrieben und einstudiert. Er am Schlagzeug und ich mit meiner Trompete – ein Riesenspaß!

Ich erinnere mich auch regelmäßig an Tipps und Trick, die wir mal bei einem Atemkurs gelernt haben. Der Kurs war sehr aufschlussreich für mich und auch heute greife ich regelmäßig auf die Tipps zurück. Die sind einfach Gold wert.

 

LVdMSH: Habt ihr zum Abschluss noch Tipps oder Empfehlungen für junge Musiker*innen, die wie ihr vor der Entscheidung stehen, ein Musikstudium anzustreben?

 

Michel: Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, Musik zu studieren, dann solltet ihr es auf jeden Fall machen: Ein Musikstudium wird man niemals bereuen, da man allein auf persönlicher Ebene viel lernt. Die Erfahrungen lohnen sich immer, die man während eines Studiums macht. Wenn man die Chance und Gelegenheit hat, bei der SVA mitzumachen, sollte man das auf jeden Fall wahrnehmen. Neben neuen Kontakten und einer großartigen Zeit, lernt man auch viel über sich selbst – und das ist immer wertvoll, egal wohin der Weg am Ende geht.

 

Christine: Das sehe ich auch so. Die Musik ist eine perfekte Mischung aus, etwas mit den Händen zu tun und sich gleichzeitig weiterzubilden. Man kann immer etwas Neues lernen und entdecken und so stelle ich mir mein Leben vor. Am Anfang des Studiums war ich etwas aufgeschmissen, da man als Student*in plötzlich viel selbst organisieren muss. Es gehört viel Eigenverantwortung dazu und gleichzeitig wird man mit unterschiedlichen Niveaus und einer Art Konkurrenzkampf konfrontiert. Darauf kann die SVA vorbereiten und auch Mut und Zuversicht für das eigene Können geben.  

 

Ida: Die Musik macht mich glücklich und erfüllt mich. Ich studiere aus dem Grund Musik, weil ich versuche, im Hier und Jetzt zu leben. Ich möchte meine Zeit nicht mit etwas vergeuden, wenn ich doch weiß, dass mir die Musik so viel Spaß macht. Die SVA hat diesen Willen weiter vorangetrieben und bestätigt, dass ich auf den richtigen Weg bin. Also macht es, wenn ihr die Möglichkeit habt!

 

LVdMSH: Danke euch dreien für eure Zeit und die ehrlichen Worte!

 

*Die Interviews fanden als Einzelinterviews telefonisch statt. Die Antworten werden zur besseren Lesbarkeit hier zusammengefügt. 


Für die musikalische Entwicklung der jungen Musiker*innen sind viele Aspekte wichtig. Der Landesverband unterstützt die SVA-Stipendiat*innen insbesondere durch das aktive Musizieren im Rahmen zweier Kammermusikwochen sowie durch zwei Theoriewochenenden im Jahr, die geleitet durch Prof. Dr. Oliver Korte und Prof. Dr. Immanuel Ott an der Musikhochschule Lübeck stattfinden. Diese Veranstaltungen sind für die Stipendiat*innen kostenfrei; die jährliche Teilnahme an einer Kammermusikwoche und an beiden Theoriewochenenden ist verpflichtend.

Für den Unterricht im Nebenfach und in Musiktheorie erhalten die Erziehungsberechtigten bzw. der/die Stipendiat*in monatlich einen Zuschuss zu den Unterrichtsgebühren von derzeit 90,00 €.

Die Studienvorbereitende Ausbildung wird aus Mitteln des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein finanziert.

 

Unter dem Namen Kompetenzzentrum für Musikalische Bildung in Schleswig-Holstein (KMB.SH) entsteht 2021 ein vom Land Schleswig-Holstein für drei Jahre geförderter Zusammenschluss des Landesverbandes der Musikschulen, der Musikhochschule Lübeck, des Nordkollegs Rendsburg und des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) unter dem Dach des Landesmusikrats Schleswig-Holstein. Im Rahmen dieses Zusammenschlusses soll u.a. der neue Fachbereich Jazz-Rock-Pop der SVA aufgebaut werden.

 

Spielst du auch mit dem Gedanken Musik zu studieren? Dann klicke hier für weitere Informationen zur Studienvorbereitenden Ausbildung: 


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