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Von Milch über Margarine zur Musik

Karierte Fliesen an Böden und Decken – betrachtet man die Räumlichkeiten der Musikschule Kiel genauer, fällt auf, dass hier nicht immer die Musik im Mittelpunkt stand: Das Gebäude hat seinen Ursprung in der Verarbeitung von Milch und Margarine.

 

1927 wurde nach den Plänen des Kieler Architekten Johann Theede (1876 – 1934) im Kieler Stadtteil Gaarden eine Etagenmeierei erbaut. Mit dem imposanten Schornstein galt die Molkerei nicht nur lange als Wahrzeichen des Stadtteils, sondern war die einzige Etagenmeierei Europas. Die Architektur galt als modern und durchdacht, da u. a. ein Paternosterwerk zu rationellen Arbeitsprozessen beitrug. Die angelieferten Milchkannen konnten durch das Paternosterwerk in das obere Stockwerk geschafft werden. Dort wurde die Milch geteilt, um entweder zur Vollmilch verarbeitet zu werden oder um Rahm und Butter aus der Milch zu gewinnen. Die Milch floss dann im wahrsten Sinne des Wortes durch das Gebäude und wurde entweder durch Dauererhitzung auf 63 °C pasteurisiert, abgekühlt und in Flaschen abgefüllt oder in Milchschleudern zu Butter verarbeitet.

 

Bereits drei Jahre später wurde aus der Molkerei jedoch eine Margarinefabrik. Das Unternehmen J.W. Seibel baute die Molkerei 1930 um. Noch bis heute kann man die verschiedenen galerieartigen Ebenen und hohen Fenster sehen, die damals beim Umbau eingebaut wurden. Bis zum Ende der 1970er Jahre wurde hier fleißig Margarine produziert. 1983 wurde das Gebäude dann unter Denkmalschutz gestellt. Der funktionslose und baufällige Schornstein musste jedoch wenige Jahre später abgerissen werden. Nach langem Leerstand, wechselnden Kaufinteressenten, verschiedensten Umbauideen und letztendlich der Versteigerung wurde das Gebäude der ehemaligen Molkerei und Margarinefabrik  mit der Absicht, einen Kulturort zu schaffen, grundsaniert.

Nach einer langen Umbauphase von rund 8 Jahren und einer Investitionssumme von rund 2,2, Millionen Euro durfte die Musikschule Kiel im Oktober 2006 dann endlich einziehen. Das Gebäude, welches dem Kieler Immobilienbesitzer und Friseurmeister Wolf-Dieter Klinck gehört und von der Stadt Kiel gemietet wird, biete nun rund 1.830 m² Fläche für die musikalische Bildung. Mit eigenem Konzertsaal, neuester Studiotechnik und Probesaal für Performancetraining hat die Musikschule Kiel hier viel Platz für ihr breit gefächertes Angebot.

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